Historie der Judith Rebhau

Das Häs der „Judith“ zeichnet sich durch den in Blaubeuren damals erhältlichen Leinenstoff in den Farben taubenblau und kleerot aus und ist der Ulmer Kleiderverordnung der damaligen Zeit, einer Magd im zweiten Stand, nachempfunden. Die Schönheit der historischen Figur kommt in der glatten und lieblichen Larve des Maskenschnitzers Otto Lutz aus Ravensburg zur Geltung. Der schwarzblaue Wollumhang mit Kragen wird offen getragen und ist genäht, wie der Mitte des 17. Jahrhunderts üblichen „Mantel zum Kirchengang“.

Aus dem „Heimatbuch der Stadt Blaubeuren“ (1950, S. 13-14):

Die Burg auf dem Rucken, berichtet Andreä, war im Bauernkrieg und erst recht im Dreißigjährigen Krieg in Trümmer gelegt worden. Im letzten Haus, das da droben noch stand, schenkte Förster Dominikus Rebhau um 1660 herum Wein und Bier  an die Spaziergänger und insonderheit an die Ratsherren von Blaubeuren aus. Die schöne Judith, sein Töchterlein, hatte es vielen angetan, alten und jungen; aber sie war hochfahrend und wollte nur einen richtigen Ritter haben. Bis dahin betörte sie die Mannsleute und machte sich über sie lustig nach Strich und Faden. Die Leute und besonders natürliche Weibersleute, bekamen allmählich Angst von ihr und nannten sie eine Nebelhexe, die mit dem Teufel im Bunde stehe. Dennoch bemühten sich drei ernstliche Freier um ihre Gunst, denn sie war eben doch eine Besondere. Es war des Stadtvogs Sohn Hans Metzger, der soeben das Studium der Rechtswissenschaften beendet hatte, es war der Substitut Jörg Wohnhaus und es war der Rechnungsprobator Fidel Kurzmann, ein wohlhabender Witwer, der aber ein dutzendmal den Korb bekommen hatte. Die schöne Judith hetzte mit Lust den einen gegen den anderen und so wurde der Jörg von des Stadtvogs Sohn jämmerlich verhaun, dass er tagelang im Bett stöhnte vor Schmerz und Wut. Den Witwer beredete die Hexe, dass er sich als stolzer Reitersmann zeigen möchte, um ihrer Gunst gewiss zu sein. Aber das Ross machte einen Satz, Judith wünschte laut lachend eine vergnügliche Reise und hoppla hopp ging’s bergab, dass es nur so stob. Weit hinter Gerhausen und ausgerechnet am Eselstall, wo der Herr Probator wohl auch hingehörte, bocke das Rösslein, und kopfüber flog Fidelis Kunzmann durch die Luft und landete auf einem Haufen spitziger Steine mit bös zerschundenem Gesicht. Wie er so schlecht und recht heimwärts humpelte, beschloss er, der Hexe das Handwerk zu legen. Tatsächlich wurde sie verklagt und des Umgangs mit dem Bösen beschuldigt. Ihre unschuldbeteuerungen wachen fruchtlos, denn man glaubte ihr nicht, dass sie nur die lästigen Freier habe abschütteln wollen. Da trat Hans Metzger auf und versteckte seine Liebe hinter seiner Gelehrsamkeit. Klipp und klar bewies er, dass die Judith unmöglich des Teufels sein könne, denn ihr Geburtstag der 24. Dezember, der heiligste und gloreichste Tag der Christenheit, über den der Gottseibeiuns keine Macht besitze, mithin auch nicht über sie, so unter dem Stern von Bethlehem geboren seien. So wurde die schöne Judith ernstlich ermahnt, fortan sich eines ehrsamen Lebenwanderls zu befleißigen und wurde nach Hause entlassen. Desselbigen Jahres, an ihrem Geburtstag, sollte sich aber ihr Schicksal doch erfüllen. Von allen gemieden saß sie traurig im dunklen, kalten Kämmerlein und starrte in die schneeverhangene Nacht. Da sah sie mit einem Male auf dem Gipfel des Hohensteins, wie das Klötzle Blei damals hieß, einen hellen Lichterglanz und viele Kerzen verbreiteten ihren flammenden Schein in der Dunkeljeit. Voller Freude sprang sie auf, dann blieb sie schreckenstarr und stieß einen gellenden Schrei aus. Denn die Lichter fielen ins Bodenlose und verlöschten alle miteinander. Untern auf der Straße beugten sich die Leute über den zerschmetterten Leib des jungen Hans Metzger; er hielt in den verkrampften Händen noch das Tannenbäumchen, das er der schönen Judith hatte bringen wollen. Das Mädchen aber verfiel in eine schwere Krankheit. Als sie davon genese war, hatte sich ihr Gemüt verdüstert. Sie soll den Schleier genommen haben, um der Welt für immer zu entsagen.

Der Hohenstein heißt seit jenem traurigen Tag der „Metzgerfelsen“.